Die Sicherheit Israels – rational betrachtet geht sie uns nichts an?

Helmut Schmidt hat gesagt, für Israels Sicherheit mitverantwortlich zu sein, sei eine „gefühlsmäßig verständliche, aber törichte Auffassung, die sehr ernsthafte Konsequenzen haben könnte.“ Wenn es zum Krieg zwischen Israel und Iran käme, „dann hätten nach dieser Auffassung die deutschen Soldaten mitzukämpfen“. Die Israelis halten Deutschland seitdem neben den USA für das einzige Land, auf das sie sich verlassen können.

Zitiert nach: Jakob Augstein: Es mußte gesagt werden, http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,826163,00.html

 

Ja, soll uns Israels Sicherheit egal sein? Die Solidarität mit Israel hat mit Gefühlen nichts zu tun. Das ist eine Frage des Anstandes. Wir können unsere Geschichte nicht einfach abschütteln. Wenn es zum Schwur kommt, müssen wir auch bereit sein, deutsches Leben für die Sicherheit Israels einzusetzen.

Highlights aus der Bogenberger Erklärung

 

http://www.hogareal.de/Bogenberger_Erklarung.pdf

 

Die Europäische Währungsunion steckt in einer tiefen Strukturkrise, die ihre Ursache in einer übermäßigen privaten und öffentlichen Verschuldung der peripheren Länder hat. Dass es zu dieser Verschuldung kam, liegt am Euro selbst.

==========

Der riesige Kapitalexport aus Deutschland in die Defizitländer, den der Euro mit sich brachte, ist eine wesentliche Ursache dafür, dass Deutschland lange Zeit die niedrigste Nettoinvestitionsquote aller OECD-Länder hatte, beim Wachstum die rote Laterne trug und eine Massenarbeitslosigkeit durchlebte, die die Regierung Schröder zu schmerzlichen Sozialreformen zwang.

==========

Es handelt sich bei der Euro-Krise nicht allein um eine Vertrauenskrise, die ihre Ursache in dysfunktionalen Märkten hat, wie es von Seiten der Schuldner und ihrer Gläubiger immer wieder behauptet wird, um die Taschen der Retter zu öffnen, sondern um eine klassische Zahlungsbilanzkrise, die aus überhöhten Preisen für Güter und Vermögensobjekte in den Defizitländern resultiert.

==========

Viele meinen, der Euroraum leide unter einer temporären Krise, die erst seit dem letzten Jahr zu Rettungsaktionen geführt hat. Davon kann nicht die Rede sein. Schon seit dem Herbst 2007 haben sich die Krisenländer in riesigem Umfang selbst mit der Notenpresse finanziert, was im Verein mit einer Verlagerung der Refinanzierungskredite des Zentralbankensystems einen öffentlichen Kapitalexport von Deutschland in die Krisenländer bewirkte.

==========

Die Leistungsbilanzdefizite Griechenlands und Portugals wurden seit dem Herbst 2007 praktisch vollständig mit der Notenpresse finanziert, bis die Staatengemeinschaft schließlich mit den offenen Rettungsaktionen zu Hilfe kam.

==========

Seit dem Sommer ist eine gewaltige Kapitalflucht von Italien nach Deutschland im Gang, bei der italienische Vermögensbesitzer mit neu gedrucktem Geld deutsche Firmen, Immobilien und Wertpapiere erwerben, während Deutschland sich im Austausch dafür mit dem Aufbau weiterer Target-Forderungen der Bundesbank gegen das EZB-System begnügen muss. Die Notenpresse in Italien läuft heiß, und bei der Bundesbank wird das hereinströmende Geld geschreddert. Es gibt bislang keine Grenze für diesen Prozess.

==========

In den drei Jahren von 2008 bis 2010 hatte Deutschland gegenüber den anderen Euroländern einen Leistungsbilanzüberschuss von 264 Milliarden Euro. Dafür hat es in seiner Gesamtheit aber praktisch keine marktüblichen Vermögensansprüche gegen das Ausland wie zum Beispiel Fabriken, Immobilien oder Wertpapiere erhalten. Vielmehr wurde dieser Überschuss zu 255 Milliarden Euro oder 96 Prozent mit bloßen Target-Forderungen der Bundesbank gegen die EZB beglichen.

==========

Exportüberschüsse sind für sich allein kein Ausweis einer Gewinnerposition, wie die Politik behauptet. Sie nützen einem Land nur, wenn es dafür sichere und marktgerecht verzinste Aktiva erwirbt, die es im Bedarfsfall zur Sicherung des Lebensstandards einsetzen kann, indem es entsprechende Leistungsbilanzdefizite realisiert.

==========

Die Finanzierungshilfen der EZB sind in ihrem Kern nicht geld-, sondern fiskalpolitischer Natur. Zum einen werden ja die Effekte auf die Geldmenge, wie die EZB selbst immer wieder betont, sterilisiert. Zum anderen verlagern diese Hilfen in riesigem Umfang Kapital und damit einhergehend Vermögensrisiken zwischen den Staaten der Eurozone. Sie hätten der Kontrolle der Parlamente bedurft.

==========

Deutschland sitzt mit seinen Target-Forderungen in der Falle und käme aus dem Euro auch dann nicht mehr ungeschoren heraus, wenn es das wollte, denn geht der Euro zu Bruch, stehen etwa 500 Milliarden Euro an Forderungen gegen eine Institution im Raum, die es nicht mehr gibt.

==========

Statt nur für 211 Milliarden Euro haftet Deutschland, wenn man die anteiligen Verpflichtungen der Bundesbank und die schon gewährten Finanzhilfen mit einbezieht, in Wahrheit schon für bald 600 Milliarden Euro, und die Summe steigt von Tag zu Tag.

==========

Die Übernahme der Haftung in solch riesigem Ausmaß wird Unfrieden in Europa erzeugen. Sie wird eine Transferunion erzwingen, die eine schleichende Enteignung der deutschen Sparer bedeutet und das Vertrauen in die staatliche Ordnung unterminiert.

==========

Besser, als Verhaltensvorschriften zu machen, ist es, die Rettungsmittel zu begrenzen.

==========

Im Übrigen müsste sichergestellt werden, dass die Transfers von den reichen an die armen Staaten gehen und nicht wie in der gegenwärtigen Konstruktion von den Regeltreuen an die Regelbrecher.

==========

Nur wenn die Möglichkeit des Staatskonkurses im Falle der Überschuldung besteht, führt eine wachsende Verschuldung zu einem Zinsanstieg, der das Interesse an ebendieser Verschuldung bei den Schuldnern begrenzt und Disziplin erzwingt.

==========

Niedrige Zinsen sind ein Vorteil, den man sich erarbeiten muss.

==========

Viele Bürger misstrauen einer Politik, die ihre Versprechungen und Ankündigungen in immer kürzeren Zeitabständen revidiert und das Maß für die Dinge zu verlieren droht.

==========

Eine Fortführung der bisherigen Politik wird Deutschland überfordern und ärmer machen, gerade auch, wenn es ihr gelingen sollte, die Kapitalanleger zu beruhigen, indem sie ihnen ihre toxischen Staatspapiere abnimmt. Sie verlagert die Lasten auf unsere Kinder und verringert ihre Möglichkeiten, in wirtschaftlicher Prosperität und sozialem Frieden zu leben.

==========

Die Politik hofft, dass sich Schuldendisziplin auch im Falle einer gemeinschaftlichen Haftung für die Schulden durch politische Schuldenschranken im Zuge einer Fiskalunion erreichen lässt. Nach den Erfahrungen mit dem Stabilitäts- und Wachstumspakt halten wir diese Hoffnung für verfehlt.

==========

Im Strudel der schlechten Nachrichten

Die Nachrichtenlage ein einziges Horrorgemälde. Kapitalabzüge aus den Schwellenländern, der Forint stürzt ab, bank run bei Dexia, Streikwelle in Griechenland. Und vor diesem Hintergrund fordert der Bundesfinanzminister eine höhere Beteiligung privater Gläubiger beim griechischen Schuldenerlaß. Das bedeutet höhere Abschreibungen für die engagierten Banken und eine Verschärfung der Vertrauenskrise. Dabei haben die vier Krisenjahre eigentlich genügend Gelegenheit geboten, das Wesen der Ansteckungseffekte an den Finanzmärkten zu studieren. Die um ihre Rolle nicht zu beneidende Bundeskanzlerin äußert sich vorsichtiger. Sie hat recht. Für einen harten Schuldenschnitt ist dies der falsche Zeitpunkt.

Euro-Leverage

Ich reibe mir die Augen. Die Retter wollen nun den Stabilisierungsfonds „hebeln“, damit mehr Löschwasser zur Verfügung steht. Als ob der Fonds ausschließlich mit Eigenkapital finanziert wäre. Er refinanziert sich aber doch durch die Ausgabe von Anleihen, die von den Mitgliedsländern des Euroraums garantiert werden. Das erinnert an die wackeligen Finanzierungskonstruktionen von Private Equity-Häusern. Aber der Bundestag wird bestimmt irgendwie beteiligt, wenn schon alles entschieden ist.

Das ist schwindelerregend, aber auf dieser Entwicklungsstufe der Krise vielleicht wirklich das letzte Mittel – ich will nicht die Formulierung „alternativlos“ benutzen.

Zum Schluß noch ein Hinweis an die Kollegen von den Ratingagenturen: Ist es wirklich so sicher, daß die Regierungen von Finnland, Deutschland und den Niederlanden bei Bedarf die großen Schecks ausstellen und dann zu Hause ankündigen, daß jetzt leider gespart werden müsse, bis es quietscht – aus europäischer Solidarität.